Umfeld

Anfang 2018 planten laut einer KfW-Studie 842.000 Unternehmensinhaber, innerhalb der kommenden fünf Jahre ihre Tätigkeit aufzugeben. 61 Prozent davon, also gut eine halbe Million Besitzer, wollen den Betrieb an einen Nachfolger übergeben. Gut 300.000 Unternehmer rechnen damit, die Firma schließen zu müssen.

Gut zu wissen:

45 Prozent der Mittelständler, die über Nachfolge nachdenken, können sich einen externen Käufer als Nachfolger vorstellen.

Kfw-Umfrage 2018

Mittelständler finden keine Nachfolger mehr

Unternehmer kurz vor dem Ruhestand sind verzweifelt:“ Keiner will ihren Betrieb haben. Besonders schwierig ist die Nachfolgersuche in Ostdeutschland“. Von Julia Löhr, Berlin Chef eines Unternehmens zu sein – eigentlich müsste das eine reizvolle Aufgabe sein.

Doch so viele Unternehmer wie nie zuvor haben Probleme, einen Nachfolger zu finden. Mehr als 6900 Mittelständler haben sich 2018 hilfesuchend an die für sie zuständige Industrie- und Handelskammer gewandt, weil sie ihr Unternehmen in andere Hände übergeben wollten. Fast jeder zweite (48 Prozent) hatte zu diesem Zeitpunkt noch keinen potentiellen Nachfolger. Beide Zahlen seien ein neuer Negativrekord, heißt es in einem bislang unveröffentlichten Bericht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

"Die Herausforderung der Unternehmensnachfolge gewinnt im deutschen Mittelstand weiter an Brisanz"

,sagt DIHK-Präsident Eric Schweitzer

Nach den Zahlen des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung werden in Deutschland jährlich rund 30.000 Unternehmen in andere Hände übergeben. Gut die Hälfte lösen ihre Nachfolge nach Angaben des Instituts innerhalb der Familie, 18 Prozent übergeben das Unternehmen an ihre Mitarbeiter, die restlichen 29 Prozent verkaufen an Externe. Wie viele Unternehmer ihren Betrieb letztlich doch mangels eines geeigneten Nachfolgers schließen, dazu gebe es keine Statistik, sagen die Mittelstandsforscher.

Ein Aspekt, der viele Interessenten abschreckt: 43 Prozent der ausscheidenden Unternehmer verlangen nach Ansicht des DIHK anfangs einen zu hohen Preis. Sie sehen häufig nicht nur den Marktwert ihres Unternehmens, sondern berechnen ihren jahrzehntelangen persönlichen Einsatz mit ein. „Die Unternehmensnachfolge muss insgesamt einfacher werden, und sie muss deutlich schneller möglich sein“, fordert DIHK-Präsident Schweitzer. Die Kammern raten, spätestens drei Jahre vor dem geplanten Übergabedatum mit den Planungen zu beginnen. Drei Viertel der Senior-Unternehmer fingen aber erst später damit an.

Die Nachfolger, also die neuen Inhaber und Geschäftsführer, kamen in der Vergangenheit in etwa hälftig aus der Familie und zur anderen Hälfte aus dem Unternehmen oder von außerhalb des Unternehmens. Für die Zukunft kann vor dem Hintergrund der Alterung der Gesellschaft und der komplexen Herausforderungen an den Nachfolger wohl davon ausgegangen werden, dass die Übergabe an familienexterne Nachfolger an Bedeutung gewinnen wird.